Geschichte der Kirchengemeinde Wälde-Winterbach

Die evangelische Kirchengemeinde Wälde-Winterbach wurde am 26. Oktober 1887 offiziell gegründet. Seit 1846 trafen sich Evangelische im Haus der Familie Leuze zum Gottesdienst im Ortsteil Wälde. Den Doppelnamen verdankt die Gemeinde dem Umstand, dass der katholische Wirt Xaver Riether von Winterbach der evangelischen Kirchengemeinde ein Grundstück zum Bau einer Kirche und eines Pfarrhauses zwischen Wälde und Winterbach verkauft hat. Das war zur damaligen Zeit alles andere als selbstverständlich, weil viele Katholiken gegenüber den Andersgläubigen Vorbehalte gehabt haben.

In den Jahren 1889-1891 wurde die evangelische Kirche zusammen mit einem Schulsaal und einer Lehrerwohnung gebaut.  Bis zu dieser Zeit war die Zahl der Gemeindemitglieder auf etwa 200 angewachsen. Im Schulsaal wurde ab Januar 1892 unterrichtet. Der Lehrer hatte damals 32 Kinder in den Klassen 1 – 6 vor sich. 1936 wurde diese evangelische Bekenntnisschule durch die Nationalsozialisten aufgelöst. Die evangelischen Kinder wurden jetzt zusammen mit den katholischen in den verschiedenen Schulen der damaligen selbständigen Orte Danketsweiler, Hasenweiler, Horgenzell, Kappel und Wilhelmskirch unterrichtet.

1896 konnte Pfarrverweser Christoph Finckh ins neuerbaute Pfarrhaus einziehen. Der eigene Friedhof wurde im Jahr 1902 eingeweiht. Er liegt, ein wenig außerhalb der Ortschaft Winterbach, am Weg nach Horgenzell.

Die Kirchengemeinde Wälde-Winterbach ist eine sehr große Flächengemeinde. Über 100 Weiler, Höfe und Wohnplätze, die bis zu 15 km von der Kirche entfernt liegen, gehören dazu. Auch die Evangelischen von Schmalegg, die kommunal zur Stadt Ravensburg gehören, sind Mitglieder unserer Kirchengemeinde.

In der Gemeinde gab es von Anfang an Menschen, die auch außerhalb der Gottesdienste gerne gesungen haben. Am 25. April 1911 wurde ein ‚Kirchengesang-Vereins‘ gegründet. Im Kirchenchor singen bis heute Junge und Ältere zum Lob Gottes und zur Freude der Menschen. Der Kirchenchor wird geleitet von Frau Dörthe Sobott.

Im Jahr 1928 kam ein Posaunenchor dazu. Um Instrumente kaufen zu können, hat man Ferkel gemästet. Durch deren Erlös konnten die ersten Trompeten und Hörner angeschafft werden. Im Jahr 1935 wurden die Bläser zur Wehrmacht eingezogen. Der Posaunenchor hat sich aufgelöst. 1954 wurde er von Albert Stiefel wieder gegründet. Von 1977 bis 1983 war Jakob Schiffmann Chorleiter und im Januar 1984 übernahm Roswitha Scheck die Chorleitung.

Wichtig ist uns, dass die hier so verstreut wohnenden Menschen in unserer Kirchengemeinde   Gemeinschaft erfahren. In den Chören, aber auch in Bibel- und Haus- und Gesprächskreisen gibt es die Gelegenheit in das Vertrauen Gottes hineinzuwachsen. Dabei sind uns die Kinder und ihre Eltern besonders wichtig. Die Mitte unseres Gemeindelebens sind die Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen. Sie beginnen abwechselnd um 9.00 oder 10.30 Uhr; die Gottesdienste mit den Kleinsten immer um 10.00 Uhr.

Geschichte der Kirchengemeinde Bavendorf

Die Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Bavendorf ist eng mit der Kirchengemeinde Wälde-Winterbach verbunden, da erst aufgrund des Erlasses des Obeerkirchenrats vom 20.11.1969 in Bavendorf eine ständige Pfarrstelle eingerichtet wurde. Bavendorf wurde bis zu diesem Zeitpunkt von der Pfarrstelle Wälde-Winterbach verwaltet und betreut.

 

Doch nun zurück zur Geschichte.

 

1869 wurde in Ravensburg die Stelle eines Diasporapfarrers geschaffen, der „Ravensburg-Land“ beiderseits des Schussentales betreuen sollte. Neben anderen Orten sind genannt Wälde, Ganterhof/Bavendorf...
Auch in Bavendorf hatte sich eine Gemeinde gesammelt. Um die langen Strecken zu bewältigen wurde dem Diasporapfarrer ein Pferd vom Gustav-Adolf-Verein (heute Gustav-Adolf-Werk) bewilligt.

 

Die Gründung der Kirchengemeinde Bavendorf erfolgte am 1. Augst 1887. Nur vier Monate später wurde der Betsaal am 20. November 1887 eingeweiht. Kurz darauf, am 1. Januar 1888, wurde die Schule im gleichen Gebäude eröffnet. „Durch einen Staatsbeitrag und die Hilfe des Gustav-Adolf-Vereins wurde die finanzielle Grundlage für die Anstellung eines Lehrers geschaffen.“

 

1894 wurde mit dem Bau eines Schulhausses begonnen (das heutige Pfarr- und Gemeindehaus).
Der jetzige Gemeindesaal war das Klassenzimmer.
Der Betsaal, ein separater einfacher Fachwerksbau auf dem gleichen Grundstück war nach ca. 40 Jahren in seiner Bausubstanz so gefährdet, dass er nicht mehr instand zu setzen war.

 

Der Bau einer neuen Kirche mit Friedhof wurde geplant. Mit kräftiger Unterstützung des Oberkirchenrats und des Gustav-Adolf-Vereins und viel Eigenleistung konnte die neue Kirche am 7. November 1926 eingeweiht werden.
Die äußeren Bedingungen waren nun für die Gemeinde Bavendorf erfüllt. Mit der Gemeinde Wälde-Winterbach musste sie den Pfarrer teilen, der dort seinen Sitz hatte.  Heinrich Gommel war der erste ständige Pfarrer, der diese Doppelaufgabe wahrnahm.

 

Nach dem 2. Weltkrieg ergibt sich eine neue Situation.
1946 kommt der erste Pfarrverweser nach Bavendorf.
Die Gemeinde wächst durch Zuzug von „Häuslebauer“. Die Verwaltung ist bei dem Pfarrer von Wälde-Winterbach. Eine Reihe von Pfarrverwesern und Vikaren hat die Betreuung der Gemeinde übernommen.

 

1948 Wiedergründung des Kirchenchores, 1949 Einstellung eines festen Organisten, 1954 Wiedergründung des Posaunenchores Wälde-Winterbach/Bavendorf. Außerdem trafen sich Gemeindeglieder in zwei Bibelstunden  des Hensoltshöher Gemeinschaftsverband und der Süddeutschen Gemeinschaft.
Am 1.06.1958 wird der Riesenhof von der Gustav-Werner-Stiftung in Reutlingen erworben, einer Einrichtung für psychisch kranke und geistig behinderte Frauen und Männer. Von Anfang an ist der Riesenhof in die evangelische Gemeinde integriert. Der erste Hausvater übernahm Gottesdienste in Bavendorf, die Gemeindefeste wurden auf dem Gelände des Riesenhofes abgehalten. Auch das Essen für die Gemeindeveranstaltungen wurde dort zubereitet.
Um 1960 wurde die Kinder- und Jungscharstunde auf dem Reutehof zur festen Einrichtung und erfreute sich bei den Kindern bald großer Beliebtheit. Später wegen Eigenbedarf Umzug nach Bavendorf.
1966 Gründung der christlichen Pfadfindergruppe (VCP) unter Pfarrverweser H. Spellenberg.

 

Am 20.11.1969 wird durch Erlass des Oberkirchenrats in Stuttgart Bavendorf zur ständigen Pfarrstelle erhoben mit Pfarrerin Margarete Schmid. Sie war eine der ersten Pfarrerinnen in unserer Landeskirche überhaupt. Sie ist in Bavendorf in guter Erinnerung. Erinnert sei nur an die Gründung des evangelischen Kindergartens 1973. Die Frauen denken auch an die Einbindung des Weltgebetsstages für Frauen, der mit den katholischen Frauengruppen bis heute noch jährlich durchgeführt wird. Darüber hinaus gab sie Impulse für den Frauenkreis und den Seniorennachmittag, die bis heute ein jährliches Programm verantworten.
Die Gemeindefeste wurden für das ganze Dorf mit den Musikkapellen, später mit dem Posaunenchor, jährlich durchgeführt. Die Gruppen haben mit dem Kindergarten für ein abwechslungsreiches Programm für Jung und Alt gesorgt.

 

1982 – 1988  Pfarrer Alfred Ehmann. Er kommt in eine Bauphase. Die Jugendräume sowie eine größere Küche und Toiletten werden angebaut, ein Gemeindebüro eingerichtet.
Er führt die Kinder-Bibel-Woche ein.
1989 -1992  Pfarrvikar Bruno Schneckenburger. Fortführung der KiBiWo. Gründung einer Krabbbel-Gruppe.
1992/94 - 2000 Pfarrer Hannes Bauer. Die Teilnehmerzahl an der KiBiWo steigt auf über 100.
Ökumenische Bibelwoche jährlich. Besuchsdienst für Senioren zum Geburtstag. Osternacht-Feier. Neue Kirchenfenster im Kirchenschiff.
An Rande: In seine Zeit fällt der Aufbau der Aufbau der Partnerschaft mit Kamerun/Fako South auf Bezirksebene.
2001 – 2012 Pfarrer Christian Honold. Er ist der erste Pfarrer, der aufgrund des Pfarrplanes nur für 75 % in der Gemeinde tätig ist. Religionsunterricht am Gymnasium und die Seelsorge in den Alten-heimen in Ravensburg-Weststadt bleiben und bringen eine große Belastung. Fortführung der KikBiWo und Einführung Kindersamstag. 75-jähriges Kirchenjubiläum mit Ausstellung: Bibeln, Gesangbücher, Abendmahlskelche.
Herbst 2003: Renovierung von Pfarr- und Gemeindehaus.
2006 – 2007: Innenrenovierung der Kirche und Neugestaltung des Vorplatzes.
In diesem Rahmen wurde die Kirche in die Liste der Kulturdenkmale Baden-Württemberg aufgenommen.

 

23. September 2012 wird Frau Pfarrerin Gabriele Mack in ihr Amt eingeführt. Die Freude auf eine gute Zusammenarbeit ist groß. Erinnert sei an die Familiengottesdienste, das jährliche (ökumenische) Wander-Krippenspiel, die Mitarbeit beim Seniorennachmittag.
 Doch der Horizont dunkelt sich ein. Die Selbständigkeit der Gemeinde wird aufgrund des Pfarrermangels infrage gestellt. Pfarrplan ist das Thema.  Am Ende ist eine Fusion mit Wälde-Winterbach im Gespräch. Die feierliche Vereinigung findet am 01.12.2019 statt. Neuer Gemeinde-Name: Bavendorf-Winterbach. Investitur von Pfarrerin Mack am 26.05.2019 in Winterbach. Umzug von Bavendorf ins Pfarrhaus Winterbach. Gemeindebüros in Bavendorf und Winterbach bleiben erhalten. Die Fusion hinterlässt Spuren.

 

Die weitere Existenz von zwei Gemeindehäusern, vor allem die Instandhaltung wird z. Z. diskutiert. Dazu kommt Corona Covid 19, eine Viruskrankheit, die weltweite Ausbreitung auslöst. Die Pandemie bringt das gesellschaftliche Leben total durcheinander. Das Gemeindeleben ist aufgrund der  geschlossenen Gemeindehäuser extrem gestört.  All dies stellt eine große Belastung dar. Wir stehen vor großen Herausforderungen. Die Fusion muss verarbeitet werden.

 

Mit viel Hoffnung gehen wir in die nächsten Jahre. Unser Vertrauen setzen wir auf Gottes Führung, die Kunst der Mediziner und die Bereitschaft der Menschen die anstehenden Probleme soweit möglich mit zu lösen.

 

14.01.2022  Dieter Simmel